Bewertungskriterien für Feinstrumpfhosen und Feinstrümpfe - Erläuterungen
Um die Qualität einer bestimmten Strumpfhose besser beurteilen zu können, ist es sinnvoll, diese nach einheitlichen Kriterien
zu bewerten. Aus diesem Grund habe ich alle bewerteten Modelle selbst getestet. Abweichungen sind daher nur der 'Tagesform' und meinem jeweiligen
subjektiven Empfinden geschuldet.
Neben vielen objektiven Eigenschaften, die einfach gegeben sind, spielen subjektive Eigenschaften, wie z.B. der Tragekomfort und die Passform, eine
ebenso wichtige Rolle.
Aus diesem Grund kann die Bewertung eines Modells bei einer anderen Person anders ausfallen oder sie empfindet einzelne Punkte sogar unwichtig.
Deshalb sind meine Testberichte und die daraus folgenden Einstufungen auch nicht als absolut anzusehen, sondern als eine Reihenfolge, die dabei
herauskommt, wenn einheitliche Kriterien eine Rolle spielen. Einzelne Tests wurden nachgebessert, wenn dies nach einem ganztägigen Tragen sinnvoll war.
Wie fühlt sich die Strumpfhose nach dem Auspacken an
Schon vor dem ersten Anziehen lässt sich feststellen, ob man ein einfaches kratziges Teil, oder ein traumhaft weiches Modell gekauft hat. Leider reproduziert sich die Weichheit nicht immer auch am Bein, so dass eine gewisse Enttäuschung durchaus vorhanden ist. Optimal ist ein seidenweicher Griff.
Wie lässt sich die Strumpfhose anziehen
Eine Feinstrumpfhose sollte sich mühelos anziehen lassen. Wenn man mit der Hand hinein fährt, sollte man nicht gleich dran hängen
bleiben. Noch schlimmer ist es, wenn man erst lange probieren muss, wie man das Teil nun gerade anziehen kann. Es gibt Strumpfhosen, deren Beine um 180 oder
sogar 360° gedreht sind. Genauso daneben ist es, wenn man das Bein gerade anziehen würde und die Spitzennaht quer über der Fußmitte verlaufen würde. Sehen
kann man dies, wenn man die Strumpfhose gerade hält und schon hierbei die Spitzennaht sichtbar senkrecht über die Beinmitte verläuft.
Wenn man sich anstrengen muss, die Strumpfhose überhaupt anziehen zu können, dann ist ebenfalls etwas nicht so ganz in Ordnung. Hier stimmt
entweder die Größe nicht oder das Bündchen ist zu eng.
Stützstrumpfhosen lassen sich normalerweise schwerer anziehen. Dies ist durch die mehr oder weniger starke Kompression im Bereich der Fesseln und Waden
bedingt. Aus diesem Grund gibt es hier eine korrigierte Bewertung. Figurformende Strumpfhosen sind natürlich auch enger im Höschenbereich.
Allerdings sollte auch so eine Strumpfhose nicht so eng sein, dass man sie nicht anziehen kann, ohne sie kaputt zu machen.
Wie fühlt sich die Strumpfhose am Bein an
Dies ist natürlich besonders wichtig. Eine Strumpfhose sollte schön weich sein. Wenn sie sich fest, kratzig oder
klebrig anfühlt, ist es sicherlich kein Vergnügen. Oft gibt es auch den Fall, dass die Strumpfhose z.B. an den Unterschenkeln weich,
oben herum aber eher fest ist. Hier werden die Maschen zu sehr gedehnt. Optimal ist ein seidenweicher Griff.
Es gibt allerdings auch Modelle, die zwar einen relativ festen und stabilen Eindruck machen, gleichzeitig sich insgesamt dennoch weich anfühlen.
Passform (ausgehend von meiner 'Normgröße')
Auch hier gibt es große Unterschiede. Einige Hersteller haben eben kleinere Größen-Modelle (die meisten Italiener). Eine Strumpfhose, die zu klein ist, ist einerseits unbequem und andererseits viel anfälliger für Laufmaschen. Am einfachsten wäre es, wenn man sich darauf verlassen könnte, dass 42-44 immer 42-44 ist, egal was für eine Strumpfhose man kauft. Meine eigenen Strumpfhosen kaufe ich in 42-44 oder 44-46, abhängig vom Elastan-Anteil.
Tragekomfort unter einer langen Hose
Dieser Punkt ist im Winter wichtig. Hier soll die Strumpfhose in erster Linie warm halten und bequem sein. Wenn sie
zu sehr einengt, fängt man leichter an zu frieren.
Nicht bewertet ist die Eigenschaft, ob eine Strumpfhose stumpf oder eher glatt ist. Dieses Kriterium wäre wichtig unter einer langen Hose, aber auch
abhängig von dieser selbst. Somit kann das nicht bewertet werden.
Tragekomfort offen
Im Gegensatz zu dem vorherigen Punkt liegt hier natürlich das Haupt-Einsatzgebiet. Am schönsten ist es immer noch,
wenn man die Strumpfhose eigentlich gar nicht spürt. Man weiß, dass sie da ist, hat schöne Beine usw., aber stören sollte sie nicht.
Eine Ausnahme besteht natürlich bei Stütz- und Massagestrumpfhosen. Hier ist der einengende Effekt gewollt, stören soll sie aber dennoch
nicht, sondern nach einer gewissen Zeit sogar als angenehm empfunden werden.
Wahrscheinliche Haltbarkeit
Natürlich soll eine Strumpfhose so lange wie möglich halten. Doch wie lange ist das - 2 Wochen - 2 Monate? Schwer zu
beurteilen, aber manche Modelle leiden eben schon beim ersten Anziehen sehr stark - das darf es nun wirklich nicht sein. Bei blickdichten
Strumpfhosen ist meist mit einer höheren Haltbarkeit zu rechnen. Microfaser-Modelle sind meist etwas empfindlicher. Natürlich gehe ich nicht
mit scharfen Mitteln an den Test. Somit ist dieser Punkt schwer zu beurteilen und wird sehr oft nach ganztägigem Tragen erneut bewertet.
Laufmaschensichere Strumpfhosen sollten ebenfalls länger halten, was aber auch nicht immer der Fall ist. Laufmaschen sind tatsächlich weniger
vorhanden, mehr oder weniger große Löcher aber dagegen schon.
Laufmaschenschutz an den Nähten
Gerade bei randlosen Modellen ist dies ein wichtiger Punkt. Hat die Strumpfhose weder Flachnähte noch einen Laufmaschenschutz (T-Band-Verstärkung), kann der kleinste Fehler sich schnell zu einer Laufmasche entwickeln. Einige Hersteller beweisen immer wieder, dass es auch einen relativ transparenten Laufmaschenschutz geben kann.
Maschenbild - Optik
Die Optik ist ebenfalls ein wichtiger Punkt. Im Allgemeinen wird eine Feinstrumpfhose schließlich offen getragen, also soll sie die Beine auch schmücken und nicht verunstalten. Gerade bei schwarzen Modellen trennt sich sehr schnell die 'Spreu vom Weizen'. Unsaubere (streifige) Färbung lässt auf einen schlechteren Herstellungsprozess oder eine lasche Qualitätssicherung schließen.
Bündchen
Dem Bündchen kommt besonders bei Männern eine besondere Bedeutung zu. Durch den naturgemäß dickeren Bauch, ist das Bündchen durchaus extremen Belastungen ausgesetzt. Viele billige Modelle neigen leider dazu, dass sofort nach dem ersten Anziehen die ersten Fäden reißen. Nach mehrmaligem Tragen verabschiedet sich das Bündchen dann vollständig. Angenähte Wäschebündchen sind meist besonders gut geeignet. Optimal ist ein eingenähter Dehnungsausgleich, der alles mitmacht.
Zwickel
Im Allgemeinen ist der Zwickel wichtig für eine bessere Bewegungsfreiheit. Je nach Bewegung müssen nicht nur die Nähte
und das Material mechanische Spannungen ausgleichen, sondern der Zwickel übernimmt dies. Die richtige Form und genügend Material können den
Unterschied ausmachen.
Für eine bessere Luftzirkulation und ein 'Wäschegefühl' beim Einsatz ohne Höschen, ist der Baumwollzwickel gedacht. Wenn man aber nun auf die Idee
kommt, und eine Slipeinlage in der Strumpfhose verwenden möchte, funktioniert dies nicht, weil die Bewegungen zu stark sind (sie bleibt nicht kleben).
Spitzenverstärkung
Eine Spitzenverstärkung sollte vorhanden sein, weil sie einen zusätzlichen Laufmaschenschutz darstellt. Gerade weil viele Fußnägel nicht unbedingt immer die gleiche Pflege erfahren, wie die Hände, ist dies sinnvoll. Die Verstärkung sollte andererseits aber auch sehr zart sein, weil dies im Zusammenhang mit offenen Schuhen viel besser aussieht. Optimal ist eine Verstärkung, die nur im Durchlicht erkennbar ist und dennoch stabil ist.
Spitzennaht
Der Spitzennaht kommt gerade in engeren Schuhen eine besondere Bedeutung zu: Sie darf nicht drücken. Einige Modelle versauen mit
einer unangehm festen den gesamten Tragekomfort.
D.h. im Idealfall ist eine Spitzennaht flach und weich gehalten. Viele sprechen hier zwar von einer breiten 'Monsternaht', die meiner Meinung aber einen
höheren Tragekomfort bringt. Der zusätzliche Aufwand ist ein Qualitätskriterium, das bewertet wird.
Ausgeformt
Ein sehr sinnvolles Detail ist die thermische Vorformung der Strumpfhose - sie sitz einfach besser. Außerdem weiß man immer sofort, wo vorn ist. Ein Rückenschild ist ebenfalls wünschenswert, weil es ebenfalls im Normalfall 'hinten' anzeigt. Es hilft außerdem, eine Strumpfhose eindeutig zu identifizieren, was beim Sortieren nach der Wäsche hilfreich ist.
Höschenteil
Ebenfalls sinnvoll, der Optik wegen. Eine randlose Strumpfhose ist in Kombination mit Minirock oder kurzem Höschen absolut notwendig. Eine spezielle Form könnte z.B. ein verzierter Minislip sein. Mit einem einfachen Pagenslip braucht sich niemand zufrieden zu geben, auch wenn dieser mehr Haltbarkeit verspricht.
Nähte
Unter enger Kleidung ist eine flache Flachnaht wichtig, weil sie sich nicht bzw. zumindest weniger abzeichnet. Eine Flachnaht hält auch viel besser, was sich vor allem am Bündchen positiv bemerkbar macht. Optimal ist jedoch ein nahtloses Modell.
Elastananteil
Elastan ist wichtig für die Passform, Haltbarkeit und Weichheit der Strumpfhose. Das absolute Non-Plus-Ultra ist
LYCRA® 3D. Wer so eine Strumpfhose einmal erlebt hat, weiss was ich meine.
Ein zu hoher Elastananteil kann je nach Modell einengend wirken und sehr schnell lästig werden. Bei sehr dünnen Modellen sind 50%
Elastan allerdings keine Seltenheit. Hier erhöht das Elastan in erster Linie die Haltbarkeit. D.h. bei der Bewertung spielt beides eine Rolle.
Verarbeitung
Nicht nur der Optik wegen, auch wegen des Tragekomforts, sollte die Strumpfhose sauber verarbeitet sein. Einige Billigmodelle erscheinen immer wieder mit schiefen Nähten oder mit schief eingenähtem Zwickel.
Verpackung
Hier ist die Betrachtung nur rein praktisch gesehen, nicht ökologisch. Wenn man seine Strumpfhosen in den entsprechenden Verpackungen aufbewahrt (zur besseren Identifizierung), dann ist es für die Strumpfhose natürlich viel gefährlicher, wenn sie in eine enge Pappschachtel hinein gezwängt wird. Es gibt auch Hersteller, die um die innere Pappe noch zusätzlich weiches Papier wickeln, damit die Strumpfhose nicht an ihr hängen bleibt. Andere Hersteller wiederum nehmen Fadenzieher in der Verpackung scheinbar bewusst in kauf. Ganz schlimm sind offene Verpackungen. Hier heist es sicherheitshalber: Finger weg und hängen lassen.
Besondere Highlights und Mängel
Obwohl diese Bewertung schon viel Spielraum für eine detailierte Beschreibung gibt, kann eine bestimmte Eigenschaft dennoch extra bewertet werden. Natürlich finden sich hier auch subjektive Eindrücke. Eine besonders hübsche Optik oder ein sehr hoher Tragekomfort kann einen Extrapunkt einbringen.
Zusätzlicher Kommentar
Trotz der ausführlichen Bewertung ist meistens noch ein ergänzender Kommentar vorhanden. Dieser soll als kurze, subjektive Beschreibung dienen. Beispielsweise, weil ich den ein oder anderen Punkt zusätzlich hervorheben möchte. Je genauer eine Bewertung ist, umso besser kann man sich einen Eindruck von der Qualität des Modells verschaffen. Vielleicht entdeckt ja auch mal ein Hersteller sein Modell in meiner Liste, und kann anhand der Bewertung Verbesserungen vornehmen - wäre ja denkbar.
Preis/Leistungs-Verhältnis
Die Einstufung des Preis/Leistungs-Verhältnisses kann normalerweise nur rein subjektiv erfolgen, und muss ebenfalls von jedem selbst interpretiert werden. In der Bewertung wird diese Einstufung daher stur berechnet und nicht bewertet: Bei einem bestimmten Preis erwarte ich mindestens x Punkte.
Nicht relevante Kriterien
Wem einzelne Kriterien unwichtig sind, sollte die entsprechenden Punkte bei einem Vergleich herausrechnen.
Die alten Kriterien sind noch als PDF-Version vorhanden.
LYCRA® ist eine Marke von INVISTA