Männer und Feinstrumpfhosen
Levante - Vanita 15
Fetischismus
In verschiedenen Mode-Foren werden Männer, die gerne Feinstrumpfhosen, Röcke, Pumps usw. tragen, immer wieder als Fetischisten abgestempelt,
ohne dabei eine nähere Betrachtung überhaupt in Erwägung zu ziehen. Im Normalfall wissen diese Personen meist gar nicht, was ein Fetisch ist.
Diese dümmliche Behauptung basiert meist lediglich auf dem mangelnden Wissen der Verfassenden. Eine oftmals sehr beschränkte Sichtweise lässt hier keine
andere Bewertung zu. Diese Menschen wissen es einfach nicht besser.
Somit stellt sich folgende Frage: "Sind Männer, die Feinstrumpfhosen bzw. Damenkleidung tragen nun alles Fetischisten oder Transvestiten oder was sonst?"
Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir uns zunächst einmal etwas näher mit der Definition beschäftigen.
Was sagt denn sinngemäß der Duden dazu?
- Fetisch: magischer Gegenstand
- Fetischismus: (Fetischverehrung - krankhaftes) Übertragen des Geschlechtstriebes auf Gegenstände.
- Fetischist: Jemand, der an die magischen Kräfte der Gegenstände glaubt.
- Fetischistin: Die weibliche Form des Fetischisten
- Transvestismus: Sexuelles Verhalten mit der Tendenz zur Bevorzugung von Kleidung des anderen Geschlechts. (**)
- Transvestismus: Das Bedürfnis, die Rolle des anderen Geschlechts anzunehmen, z.B. mittels Kleidung, Schminke und Gestik.
- Transvestit: Ein Mann, der sich aus Lustgewinn als Frau verkleidet. (**)
- Transvestitin: Die weibliche Form des Transvestiten. (*)
- Transe: umgangssprachlich für den Transvestiten.
- Transsexualität: Gefühl der Zugehörigkeit zum anderen Geschlecht.
- Gegengeschlechtlich: das andere Geschlecht betreffend, bzw. dem eigenen Geschlecht entgegengesetzt. (*)
- Crossdressing: das Tragen von Kleidung des anderen Geschlechts. (*)
- Damenwäscheträger: (***)
- Sucht: krankhaftes Verlangen (z.B. nach Drogen)
- Gender: (*) Geschlechtsidentität eines Menschen, seine gefühlte Selbstwahrnehmung
- Transgender: (*) Eine Person, die sich nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifiziert und dies korrigiert (hat).
Nach diesen Definitionen kann jeder für sich bewerten, was er nun ist. Als was man sich selbst sieht, bzw. als was man gesehen werden könnte.
Die Betonung liegt hierbei auf 'könnte', denn richtig bewerten kann das ein Außenstehender sowieso nur in den seltensten Fällen.
(*) In der 24. Auflage noch vollkommen unbekannt. (**) alte Definition. (***) vollkommen unbekannt.
Die Definitionen zeigen auch eine gewisse Tendenz zur Aufklärung. In der bereits neun Jahre alten Auflage waren einige Beschreibungen noch gar nicht zu finden.
Mittlerweile haben sich einige Beschreibungen auch der Wirklichkeit angepasst. Es gibt nun endlich auch weibliche Formen ... Die Definition zur Transsexualität
war zwar bereits bekannt, über Crossdressing und Gegengeschlechtlichkeit musste sich der Duden aber erst der Realität anpassen.
Sichtweisen fremder Personen
Wie es in einem selbst aussieht, bzw. welche Hintergründe für das Tragen von Damenkleidung nun wirklich
ausschlaggebend sind, können fremde Menschen nicht beurteilen. Schon gar nicht, wenn die Personen unbekannt sind. Dennoch herrschen viele Vorurteile, die nur
schwer (oder gar nicht) aus den Köpfen der Menschen zu bekommen sind.
So kann man immer wieder in verschiedenen Foren über Mode und Kleidung sinngemäß lesen:
- Alle Männer in Strumpfhosen sind unmännlich und Fetischisten
- Solche Männer sind doch alles Tunten, Transvestiten und schwul
- Frauen können keine Fetischisten sein
- usw.
Alle dieser Aussagen sind genauso falsch wie dämlich.
Sie zeigen nur eines deutlich: Die jeweiligen Verfasser haben einen sehr beschränkten geistigen Horizont. Sie leben und denken nur in ihrer eigenen kleinen Welt.
Das rührt daher, weil sie sich noch nie mit dem Thema befasst und keine Gedanken darüber gemacht haben. Sie kennen natürlich auch niemanden, der sie darüber
aufklären könnte. Allerdings haben sie irgendwo mal gehört, gelesen oder im Fernsehen gesehen, dass es Fetischisten und Transvestiten gibt: Das sind doch die,
die Frauenkleidung tragen. Bist du auch so einer?
Ein Vergleich mit einem Auszug aus einem alten Ostfriesen-Witz lässt sich nicht verbergen: 'Ich kenne einen, der kennt einen, der lesen und schreiben kann ...'
D.h. keiner kennt sich wirklich aus, aber alle reden mit.
Andererseits bringt es auch nicht, sich anderen Personen gegenüber erklären zu wollen. Dabei kann man in der Regel nur verlieren. Das funktioniert nur mit Personen,
die man entsprechend gut kennt.
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