Feinstrumpfhosen
Erfahrungsberichte bzw. Erlebnisse von Besuchern
Bin ich ein schlechter Mensch?
Ich bin Crossdresser, ein Transvestit, bin ich deshalb ein
schlechter Mensch?
Ich bin seit 20 Jahren verheiratet, habe eine tolle, verständnisvolle und
gutaussehende Frau, zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter. Ich bin absolut
heterosexuell. Ich bin weder Bi noch schwul (schwul ist für mich kein
Schimpfwort), bin keine Tunte und will auch nicht zur Frau werden, ich bin gerne
ein Mann und will auch Mann bleiben.
Ich bin ein guter Ehemann und ein guter Vater, aber eben auch Crossdresser, bin
ich deshalb ein schlechter Mensch?
Nein, bin ich nicht! Ich bin ein Mensch wie jeder andere auch, mit
"guten" Eigenschaften sowie "schlechten" Eigenschaften, mit
Gefühlen und Neigungen.
Anatomisch gesehen gibt es einen kleinen Unterschied zwischen Mann und Frau,
Gott sei Dank, somit haben wir ja auch eine Menge Spaß miteinander, wir Männer
und Frauen.
Aber sonst?
Sind wir uns, außer des geschlechtlichen Unterschiedes, nicht doch sehr gleich?
Wir sind Menschen, wir haben Gefühle, wir sind sensibel, wir sind empfindlich
und empfänglich für Reize!
Ob Frau oder Mann, beide können unterscheiden, ob ein Unterhemd aus Baumwolle
kratzt, ob eine Hose im Schritt kneift, dicke Socken in geschlossenen Schuhen
angenehm sind oder nicht.
Ich habe für mich entschieden, dass ich mich und meinen Körper so verwöhne,
wie ich es als angenehm empfinde!!
Ich trage ausschließlich Damenunterwäsche, Miederhose, Strumpfhalter und echte
Nylonstrümpfe, mal mit, mal ohne Naht. Socken habe ich gänzlich aus meinem
Schrank verbannt. Wenn ich Hosen trage, dazu normale Herrenschuhe, fällt es
kaum auf, dass ich darunter Nylonstrümpfe trage, und wenn doch, dann ist es mir
auch egal, ich stehe dazu.
Dumme Kommentare gab es anfangs gelegentlich bei den männlichen
Arbeitskollegen, heute ist mein Outfit für mein Arbeitsumfeld absolut normal
und kein Gesprächsthema mehr. Mann redet nicht mehr darüber, Mann schweigt bei
diesem Thema sowieso, Männer schweigen immer wenn es unangenehm wird. Ohne
übertreiben zu wollen, möchte ich behaupten, dass der eine oder andere Kollege
es mittlerweile auch schon probiert hat, manchmal kann ich das sehen, dass
andere Männer im Bürogebäude auch Nylonstrümpfe oder Strumpfhosen tragen.
Nur sind sie noch nicht so weit, es auch offen zu zeigen, das braucht halt seine
Zeit. Ich habe auch einige Zeit dazu gebraucht.
Bemerkenswert ist eigentlich, dass von den Frauen noch nie (!!!) ein dummer
Kommentar abgegeben wurde.
Aufmunternde Bemerkungen waren und sind immer noch an der Tagesordnung. Frauen
sind uns Männern hier weit voraus.
"Das sieht aber gut aus", oder "das steht Ihnen aber sehr
gut", oder "oh, wie erotisch", oder "schön, dass Sie den
Mut haben, so etwas zu tragen", sind die meisten Bemerkungen, oftmals
gefolgt von der Frage: "Weiß Ihre Frau davon, was sagt sie dazu"?
Frauen sind hier offener als Männer.
Schon ist man in einem Gespräch, ich erzähle wie ich dazu gekommen bin und wie
ich es meiner Frau gesagt habe, wie sie reagiert hat und wie wir damit umgehen.
Viele der Frauen finden nichts absonderliches oder abstoßendes daran. Diese
Meinungen, diese offenen Einstellungen der meisten Frauen haben mich umgehauen,
damit habe ich nicht gerechnet.
Bis auf wenige Ausnahmen haben alle durchblicken lassen, das sie bei ihren
Partnern/Ehemännern so etwas gerne sehen würden. (obwohl ich hier denke, dass
wenn ihre Partner/Ehemänner so einen Wunsch äußern würden, sie genau so
reagieren werden, wie es meine Frau anfangs auch getan hat, nach dem Motto: ich
weiß, dass es sowas gibt, aber der eigene Mann?, wie peinlich).
So wie mir, geht es wohl den meisten heimlichen Crossdressern, wir haben Angst
vor der Reaktion der Partnerin/Ehefrau, wenn Mann dieses Thema zu Hause
ansprechen will.
Ich kann hierzu nur sagen: "Nur Mut Männer, es ist nicht so schlimm, wie
es von Euch erwartet wird."
Es ist nicht einfach, klar, Mann hat einen dicken Klos im Hals, das ist wohl
normal, aber wenn es raus ist, fühlt man sich wunderbar erleichtert, man ist
nicht mehr alleine, man hat einen zuverlässigen Partner. Die Angst der meisten
Frauen ist, der eigene Mann ist schwul. Sie zweifeln zuerst an Ihren eigenen
fraulichen Fähigkeiten. Wenn Mann diese Angst bei seiner Frau aus der Welt
schafft und sicher herüber bringt, dass es nicht der Fall ist, und man immer
noch der gleiche Mann ist, sind die Chancen für ein erfolgreiches Gespräch
sehr groß. Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass wir häufiger als von uns
erwartet, auf Zustimmung und Verständnis stoßen.
Irgendwann habe ich mit meiner Frau über meine Neigung gesprochen, das liegt
jetzt ungefähr 18 Jahre zurück. Sie war erstmal entsetzt, eine wohl
natürliche Reaktion. Frau hat schon mal davon gehört, dass es sowas gibt, aber
der eigene Mann?, nein wie peinlich.
Meine Frau hat sich, Gott sei Dank, die Mühe gemacht, mir zuzuhören. Sie hat
darüber nachgedacht und ist zu dem Entschluss gekommen, dass es eigentlich egal
ist, was ein Mensch an Kleidung trägt. Es sollte nur geschmackvoll sein und zum
Typ passen. Kleidung ändert nicht den Menschen an und für sich. Eine
heterosexuelle Frau wird durch das tragen von Hosen oder Flanellhemden nicht
automatisch zur Lesbe (auch das ist für mich kein Schimpfwort). Ein
heterosexueller Mann wird durch das tragen von Damenwäsche, Rock oder Kleid
ebenso wenig zum Schwulen.
Für meine Frau ist es heute selbstverständlich, dass ich auch gelegentlich
Röcke trage. Das ich Damenwäsche trage, war sowieso bei uns nie ein großes
Diskussionsthema.
Schenkt man den Statistiken glauben, so tragen ca. 10 - 15 Prozent aller
Männer, mehr oder weniger heimlich, mit oder ohne Einverständnis Ihrer
Partnerinnen, regelmäßig Damenunterwäsche, Strumpfhosen oder Nylonstrümpfe.
Da bin ich doch wenigstens hier, rein statistisch gesehen, in einer
mengenmäßig akzeptablen Anzahl Gleichgesinnter.
Ab und zu trage ich auch einen Rock, dazu Pumps mit einem kleinen Absatz
zwischen 3 und 6 cm Höhe, darauf lässt es sich gut gehen, ohne dass es
"damenhaft" aussieht.
Ich trage ausschließlich dunkle, meist schwarze oder dunkelblaue Röcke, dazu
Nylonstrümpfe und schwarze Pumps. Die Röcke sind Knie- bis Wadenlang, eng
geschnitten mit Gehschlitz hinten oder vorne, ohne Schnörkel und Schleifchen.
Dazu trage ich meist ein passendes Hemd mit Krawatte, dazu ein passendes Jackett
oder einen Pullover, manchmal auch nur ein passendes Sweatshirt, eben typische
Herrenkleidung.
Ich schminke mich nicht, nehme kein Make-up, lackiere nicht meine Nägel,
besitze keine Perücke, ich zeige mich als Mann, ich bin ein Mann und bleibe ein
Mann, auch mit Rock. !!!!!!!
Schade, das Mann das immer betonen muss.
Leider ist unsere Gesellschaft noch nicht so weit, um ein solches Outfit als
normal anzusehen. Ob sich das in absehbarer Zeit ändert, liegt aber an uns
selber.
Das eigentliche Problem, das wir Crossdresser haben, ist das Problem mit uns selbst!!
Wir haben das Gefühl, eine kleine Minderheit zu sein,
bemitleidenswerte Außenseiter, süße kleine schwule Tunten, Schwuchteln,
Weichlinge, etc. Das Gefühl wird uns durch die Gesellschaft auferlegt, meinen
wir.
Dem ist aber nicht so, wir haben es selbst in der Hand, der Gesellschaft zu
zeigen, dass es nicht so ist wie allgemein angenommen wird. Wir sind echte
Kerle, wir können auch zuschlagen, wir können auch blaue Augen verteilen, auch
wenn wir einen Rock tragen.
Ich möchte an dieser Stelle etwas in die Historie gehen.
Als vor ca. 40 Jahren die Frauen damit begannen, ihr Outfit neu zu gestalten und
in der Gesellschaft zu etablieren, gab es noch nicht die Möglichkeiten die uns
Männern heute zur Verfügung stehen. Es gab kein weit verbreitetes TV und auch
kein Internet, und trotzdem oder gerade deshalb haben sich die Frauen
durchgesetzt.
Die Pioniere unter den Frauen, die, die zuerst in Hosen auf die Strasse gegangen
sind, mussten sicherlich oftmals dumme Bemerkungen über sich ergehen lassen.
Sie haben sich dadurch aber nicht davon abhalten lassen, es trotzdem zu tun.
Sie haben sich nicht versteckt und Hosen heimlich zu Hause im stillen
Kämmerlein getragen. Viele Frauen folgten den ersten Beispielen und gingen in
Hosen auf die Strasse, ignorierten die dummen Bemerkungen, trugen ihre Hosen,
Anzüge und Flanellhemden mit erhobenem Haupt durch die Strassen.
Die Frauen haben sich durchgesetzt, heute gehört es zum normalen Straßenbild,
wenn Frauen Hosen oder ähnliches tragen. Frauen können sich kleiden wie sie
wollen und kein Mensch stört sich daran.
Und was machen wir Männer?
Wir Männer jammern und klagen, weil uns doch niemand verstehen will. Wir tun
uns doch so unsagbar leid. Niemand nimmt Anteil an unseren Neigungen, niemand
nimmt uns mit unseren Gefühlen ernst.
Und warum nicht? Weil niemand von unseren Gefühlen und Neigungen weiß!!
Wir verstecken uns in unseren Häuslichkeiten, schlüpfen in günstigen Momenten
(wenn wir alleine zu Hause sind) in Damenwäsche, Nylonstrümpfe und Röcke oder
Kleider, genießen diese kurzen Augenblicke, immer mit der Angst im Nacken
"erwischt" zu werden. Wir verstecken uns wie kleine Kinder, die
wissen, das sie etwas ungehorsames tun.
Ist das männliches Verhalten ??
Memmen sind wir, Angsthasen sind wir, mutige Helden sind wir nur am Stammtisch,
Versager auf der ganzen Linie sind wir Männer, wenn es darum geht, unsere
eigenen Bedürfnisse durchzusetzen. Wir haben noch nicht einmal den Mut, mit der
eigenen Partnerin/Ehefrau über unsere Veranlagung, über unsere Bedürfnisse zu
reden. Was sind wir Crossdresser doch für Weicheier!!
Wir verlieren und vergeuden unsere Zeit und unsere Möglichkeiten damit, uns in
irgendwelchen FOREN im Internet gegenseitig unseren Frust um die Ohren zu
werfen. Wir suchen Rat bei Gleichgesinnten und in Wirklichkeit bejammern wir uns
nur gegenseitig. Wir verstecken uns in FOREN im Internet, bringen uns selbst
dadurch in eine Außenseiterrolle, anstatt die technischen Möglichkeiten zu
nutzen die uns das Internet bietet. Alle Crossdresser im Internet, vereinigt
Euch für unsere gemeinsame Sache, lasst uns gemeinsam zur Tat schreiten,
anstatt uns gegenseitig zu bemitleiden!!
Wir verstecken uns und wundern uns darüber, dass alle Welt über uns lacht.
Aber was soll die Gesellschaft auch anderes tun als lachen, lachen über
Männer, die Angst vor der eigenen Courage haben, Männer die sich in dunklen
Ecken herumtreiben, heimlich die Wäsche der Partnerin tragen, heimlich im Rock
durch die Nacht schleichen und sich verhalten wie "Kinderschänder"
auf der Flucht! Erwarten wir wirklich von der Gesellschaft, dass solche
Angsthasen, weinerliche Memmen wie wir es sind, von der Gesellschaft akzeptiert
werden??
Das erwarten wir doch nicht wirklich. Die Gesellschaft akzeptiert nur starke
Männer, keine Weicheier! Charakterlich starke und gefestigte Männer sind
gefragt, Beschützer und Draufgänger, keine Weicheier!
Ich habe den Schritt gewagt, ich habe mich geoutet, und ich habe es nicht
bereut.
Es war das Beste, was ich je auf die Beine gestellt habe. Ich bin ein
charakterlich starker und gefestigter Mann, daran ändert auch ein Rock nichts.
Weder Nylonstrümpfe noch Pumps machen aus mir eine Frau, ich bin und bleibe ein Mann.
Durch mein starkes und selbstbewusstes Auftreten in der
Öffentlichkeit, nehme ich jedem die Angriffsfläche für Spott. Ich habe Mut
bewiesen, indem ich zu meinem Outfit, zu meinen Gefühlen, stehe.
Ich mache nichts mehr heimlich, ich brauche keine Angst zu haben, entdeckt zu
werden, im Gegenteil, meine Frau und ich führen seitdem eine harmonische und
vertrauensvolle Ehe, ohne Heimlichkeiten!! Ist das nicht ein wunderbares
Gefühl?
Starke und mutige Männer, die zu ihrer Eigenart stehen, werden auch von der
Gesellschaft akzeptiert, das ist meine persönliche Erfahrung.
Leider bin ich einer der wenigen Einzelkämpfer unter uns Crossdressern, und
somit sinken die Chancen, dass wir uns in der Gesellschaft nachhaltig etablieren
können, gewaltig.
Nur gemeinsam sind wir stark!! Machen wir es den Frauen nach!! Stehen wir zu
unserem Outfit, zeigen wir der Gesellschaft wer wir sind!! Zeigen wir jedem, was
für tolle und starke Männer wir sind!!
Lasst uns gemeinsam eine Revolution starten, wir wollen doch die Männermode
revolutionieren, wir wollen uns doch nicht verstecken!!
Kommt heraus aus Euren Kammern, sprecht mit Euren Partnerinnen/Ehefrauen, zeigt
her Euer Outfit. Nur wenn viele es uns Einzelkämpfer nachmachen, dann haben wir
eine echte Chance auf Akzeptanz.
Die Welt ist reif dafür, wir sollten es auch sein!!
Mit freundlichen Grüßen
Manfred S.
Dem kann ich eigentlich nichts mehr hinzufügen. Recht hat
er. Ich ziehe (zumindest bisher) zwar keine Röcke in der Öffentlichkeit an,
mit Shorts zeige ich jedoch meine Strumpfhosen offen. Auch was den Tragekomfort
von Fein-Söckchen, -Kniestrümpfen sowie Damenunterwäsche angeht, kann ich
diese positiven Erfahrungen nur bestätigen.
Deshalb: macht es uns nach, anstatt zu jammern!
Gruß, Klaus
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