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Ob Männer in Röcken gut aussehen?

Wenn ein Mann einen Rock trägt, ist er sehr auffällig und seine Kleidungskomposition wird daher intensiver gemustert (Schuhe, Strümpfe, Rock, Hemd, Schmuck, Frisur). Wichtig ist also, welche Kleidungskomposition wählt er, und warum möchte er einen Rock tragen: aus Bequemlichkeit, wegen der Besonderheit, wegen der Anstößigkeit, wegen der Weiblichkeit, wegen Szenezugehörigkeit, wegen seines eigenen Kleidungsstils o.ä. Eine Frau wird mit zunehmendem Alter im Aussehen immer männlicher; daher wirkt andersrum ein gestandener Mann in typischer Frauenkleidung immer wie eine Oma. Also wer sein erotisches Verlangen nach einer Frau kompensieren möchte und daher damenhafte Kleidung trägt, geht das hohe Risiko ein, damit etwas albern auszusehen. Einfacher ist die Akzeptanz für ungewohnte Röcke, z.B. Gothic-, Mittelalter- oder schlichtere Röcke.

Ich trage seit 1999 privat und öffentlich (also nicht im Büro) Röcke und gelegentlich Kleider (in Berlin). Einige Mitmenschen schauen mich an, meist aber ohne erkennbare Empfindungen. Die, die mich ansprechen, erwarten meist eine konkrete Begründung für meine Kleidungsdarstellung (was will ich damit ausdrücken, welcher Sekte gehöre ich an o.ä.). Wenn Leute lachen, dann meist nur aus Gruppenzwängen, um mit dieser spontanen Aburteilung den Freunden gegenüber als cool zu wirken (einige Leute müssen sich das sogar selbst gegenüber beweisen).

Ja, warum trage ich eigentlich (weitschwingende, mini bis bodenlange) Röcke? Ich kann es nicht erklären, weil ich es absolut selbstverständlich finde; denn ich trage Kleidung wie jeder andere: sie wärmt mich, schützt meine empfindlichen Stellen und gefällt mir. Wem ein Rock nicht gefällt, der trägt ihn nicht, auch wenn man ihm seine vermeintlichen Vorteile aufzählt. Ich trage Röcke nicht, weil sie besser sind, sondern weil ich aus geschmacklichen Gründen eben nicht anders kann - und ich empfinde das Flattern im Wind als besonders schönes Erlebnis. Hosen gefallen mir für einen Mann generell absolut gar nicht, da die Schrittfalten (wegen des Gemächts) immer ziemlich dämlich aussehen. Bei Frauen schmiegt sich der Hosenschnitt erotisch an die Figur (Schamgegend), bei Männern puffen die Falten unpassend albern, finde ich (abgesehen vom Kneifen, Schwitzen, keine Luft an den Beinen, der Enge beim Knien, dem aufwendigen An- und Ausziehen oder auf Klo gehen, etc.).

Es gibt durchaus funktionale Unterschiede zwischen verschiedenen Kleidungsstücken (Hosen, Shorts, Röcke, Kleider, Hosenröcke, Latzhosen, Catsuits, Kostüme, etc.), aber ich denke, damit seine Kleidungswahl zu begründen, ist hierzulande ein Ausweichen vor dem wahren Grund: der eigene Geschmack. Jedes Kleidungsstück ließe sich begründen, aber jeder trägt eben nur, was ihm gefällt, und das ist gut so. Es spricht nichts gegen Männerröcke im Allgemeinen, aber unsere ängstliche Ästhetik läßt bei einigen Sachen ein Gefallen nicht zu, bis es eben durch häufigeres Praktizieren angenommen wird.

Kleidungsstücke sind generell geschlechtslos: kein Schnitt, Material oder Farbe kann verhindern, dass das Kleidungsstück beliebig getragen werden kann. Die Geschlechtszuordnung ist also künstlich und erfolgt ganz plump nur durch die Gewöhnung (Vormachen durch Stars, Bekanntwerdung durch Medien, Modeangebote, schließlich Kultur und Tradition). Der BH ist zwar funktional absolut weiblich, aber im Rahmen einer (irgendwie irren) Ritualisierung könnte er zu einem kultigen Männerkleidungsstück werden (also im weitesten Sinne wie einst Hüte oder Springerstiefel für Frauen interessant wurden). Und es gibt genügend Männer, die einen BH tragen mögen (und es nicht gleich ein Fetischobjekt ist). Was als weiblich gilt, ist doch bloß Gewöhnungssache. Kein Schnitt, Material oder Farbe ist von sich selbst aus weiblich oder männlich (das haben die Frauen doch so oft bewiesen). Außerdem ist nicht jede Frau ein Model und jeder Mann ein Holzklotz. Einige Frauen könnten sich durchaus etwas unauffälliger kleiden und einige Männer könnten durchaus zeigefreudiger sein - da hätte er mit Röcken einen schier unerschöpflichen Fundus.

Geschichtlich gesehen ist der Rock absolut männlich, nur im abendländischen Raum wird er seit dem ausgehenden Mittelalter tabuisiert und seit dem 17. Jhd. gar nicht mehr getragen (außer der Schottenrock). Welche Kleidung galt bislang nicht alles als einzig männlich (Auflistung keinesfalls umfassend, hinzu kämen auch noch entsprechend männliche Berufe und Tätigkeiten): · Stiefel seit ca. 15.000 v.Chr. funktional für Jäger, Soldaten, Bauern, Arbeiter - ist er seit ca. dem 16. Jhd. ein Modeaccessoire für Damen · Unterhose ab ca. dem 13. Jhd. bei Männern eingeführt - ab dem 19. Jhd. auch von Frauen getragen · Hut seit der Antike funktional als Sonnen- und Haarschutz für Reise oder Jagd, etc., später auch Ausdruck politischer Zugehörigkeit - ist er seid ca. dem 17. Jhd. ein Schmuck für Damen · Jacke seit dem 14. Jhd. als Waffenrock erschienen - ist er seit ca. dem 18. Jhd. ein Kleidungsstück für Damen · Hose seit ca. dem 10. Jhd.v.Chr. eine Reiterkleidung, wurde sie seit dem 15. Jhd. als Strumpfhose zur engen Oberhose, bis die französische Revolution die gerade, lange Hose durchsetzte - und die beiden Weltkriege etablierten die Hosenuniformen für die zur Erwerbstätigkeit gezwungenen Fabrikarbeiterinnen, Beamtinnen, Eisenbahnerinnen, etc., bis die Hose in den 1960er Jahren endlich gesellschaftlich als Frauenkleidung akzeptiert war, obgleich noch 1970 angedroht wurde, dass jede Abgeordnete, die es wagen sollte, in Hosen zur Plenarsitzung zu erscheinen, aus dem Saal verwiesen werde Klar ist damit eines: ein Rock ist keine reine Damenkleidung.

Es gab vor Jahrhunderten Männerröcke, die heute immernoch Männerröcke wären, in anderen Ländern tragen Männer heutzutage immernoch Röcke und Kleider. Die Tabuisierung besteht nur im Abendland. Wer als Mann Röcke tragen möchte, muss auf die bei anderen hervorgerufenen Assoziationen achten: klassische Röcke wecken bekannte Damenbilder, das ist ungünstig. Wähle er also lieber einen Rock, der im Kopf anderer etwas unbelasteter wirkt. Zum Glück gibt es in Frauenabteilungen mittlerweile so viele Männerkleidung und Männerschuhe, dass ein Mann dort auch was für sich finden kann (wenn sein Körper da rein passt...). Zudem ist es völlig unnötig, im Rock eine Dame nachzumachen, also FSH tragen zu müssen und die Beine zu rasieren.

Ich trage Röcke als Mann ohne FSH, in z.B. Römersandalen oder Boots (männliche Stiefeletten), niemals in Ballerinas, weil diese wegen ihres schmalen Damenschnittes sehr schnell auslatschen (ich bitte hier deutlich um die Produktion von Männer-Ballerinas mit breiterer Fußweite). Wenn ich mal einen feinen Schuh brauche, dann trage ich Spangenschuhe (die sind viel formstabiler). Da ich hohe Hacken gerne mag, trage ich gelegentlich Stiefel mit Keilabsatz. Overknees mag ich besonders gern, wie schon die Musketiere. Muss eigentlich noch was Weibliches oder Männliches an äußeren Erkennungsmerkmalen übrig bleiben? Einige Frauen haben mittlerweile alle männlichen Erkennungsmerkmale übernommen (Kleidung, Schuhe, Frisur, Gang, Stimme, Sprache, etc.) ohne dass diese Frauen gemieden werden. Es scheint also ganz klar unnötig zu sein, dass das Geschlecht äußerlich erkannt werden muss.

Ein hübscher, androgyner Mann aber kann sich unmöglich unzweifelhaft männlich kleiden, er wird (mit welcher Garderobe auch immer) stets als Frau wahrgenommen. Ich finde das nicht schlimm, weil ich meine, dass man das Geschlecht des menschlichen Wesens gar nicht an seinem körperlichen Geschlecht erkennen kann. Frau und Mann haben jeder beide Geschlechter gleichzeitig in sich, zu unterschiedlichen Anteilen und in unterschiedlichen Ebenen (wie Körperbau, Artikulieren, Handeln, Denken, etc.). Vielleicht haben die Männer, die Röcke tragen wollen, ja mehr Weiblichkeit in sich und gleichen damit ein Wenig den allgemeinen Weiblichkeitsverlust in der Welt aus.
Viele liebe Grüße. Ralph


 


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